Denklehrpfade I – III Grebenstein

Denklehrpfad III

Ein literarischer Parcours von Homer bis Handke.
13 Sätze über Mensch und Welt aus dem Kanon des Westens

1. Homer, 2. Publilius Syrus, 3. Dante Alighieri, 4. Michel de Montaigne, 5. Miguel de Cervantes, 6. William Shakespeare, 7. Friedrich Gottlieb Klopstock, 8. Johann Wolfgang Goethe, 9. Novalis, 10. Heinrich Heine, 11. Thomas Mann, 12. Jorge Luis Borges, 13. Peter Handke

Seinem letzten Bild gab Paul Gauguin den Titel "Woher kommen wir, wer sind wir, wohin gehen wir?"

Der Parcours durch den literarischen Kanon des Westens stellt auf andere Art die gleiche Frage. Die Stelenfolge erinnert an Überlieferungen, Anschauungen und Erfahrungen, die in der westlichen Kulturgemeinschaft Geltung haben und uns die eigene Identität erschließen. Darüber geben aber nicht die eingravierten Zitate Auskunft, sondern die komplexen Zusammenhänge, auf die sie verweisen. Der Besucher ist eingeladen, ihren Spuren durch die Zeiten bis zur Gegenwart nachzugehen – wenn er nicht gerade stehen bleibt, um Betrachtungen anzustellen.

Nicht wenige Schlüsselwerke der europäischen Literatur bauen auf dem Motiv der Wanderschaft auf. Als Lebensreisebücher handeln sie von Heimkehr, Jenseitsfahrt, Seeabenteuer, Entdeckung der Innenwelt, Irrgang im Weltlabyrinth und anderen Varianten des Themas. Auf den Stelen begegnen sie mehrfach und lassen ihre Helden als virtuelle Wegbereiter auf den Grebensteiner Spazierweg gehen. Das begründet neben dem Rückgriff auf den Kanon die Folge der Zitate. "Ein Weg ist dort, wo jemand Spuren hinterließ" – kaum eine Aussage dürfte unseren Zugang zu Leben und Herkommen prägnanter bezeichnen als dieses römische Diktum. Der Vergleich mit seinem Gegenstück im Morgenländischen Denklehrpfad – "Spurlos bleiben" (Lao Tse) – empfiehlt einmal mehr, sich auf eigene Grenzen zu besinnen. Doch wollen die aus den großen Literaturformen entnommenen Sätze keine strengen Denklehren verabreichen. Man mag sie als Metaphern für ihre Urheber, für ein Werk, eine Gattung oder ein geistiges Umfeld lesen und sich anmuten lassen. Wer sich darüber hinaus auf die Stimmen einlässt, die aus ihnen sprechen, findet sich in einem Szenario wieder, in dem sie am Ende miteinander und vielleicht auch mit dem Besucher zu reden beginnen.

Anselm Maler

Idee: Nik Barlo jr.
Textauswahl und Kommentare: Prof. Dr. Anselm Maler
Gestaltung: Dipl.-Ing. Rainer Kaczor
Stadt Grebenstein, Bürgermeister Armin Kölling, 2009
Realisiert mit finanzieller Unterstützung der Raiffeisenbank Calden.